Lieblnk

Der Segen ist auch der Fluch: Jeder kann ein Blog führen, wenn er will. Die Hemmung liegt nur im Luftwiderstand zwischen Finger und Tastatur, so scheints.
Kein Problem, das Internet ist eine wunderbare Sache, denn durch persönliche Selektion kann man den ganzen- natürlich immer definiert durch das eigene Empfinden – Mist links liegenlassen. Ignorieren, Löschen, Schließen sind probate Mittel gegen den Informationsmüll der digitalen Reproduktion, gegen die Wiederkäuer von Pressemeldungen, xenophobe Hetzer, dröge Webfetischisten und SEO-Jünger. Kann man wunderbar alles ausblenden. Klick.

Jedoch, das ist die Tragik, wie findet man dann noch digitale Literatur, zur Kunst stilisierte Alltagsbanalitäten, fundierte Artikel, pointierte Einzeiler, bissige Satire und alles andere, das Blogs zum so wichtigen und bereichernden Medium der Netzkommunikation gemacht hat?
Wer sucht der findet, doch wo wird man fündig, wenn man sich bisher durch diese unsäglichen Blogverzeichnisse gewühlt und gelangweilt die Blogrollen abgegrast hat und immer wieder auf den selben Mist stößt, der sich aufmerksamkeitsheischend nach vorne drängelt? Wo soll man suchen, wenn man immer wieder die selben ollen Kamellen, die langweiligen Ergüsse und faden Buchstabensuppen präsentiert bekommt?

Auf Lieblnk jedenfalls nicht. Besser gesagt, noch nicht!

Übermüdet und gesättigt vom reichhaltigen Angebot der unterhaltenden, aggregierenden und informierenden Webwelt, beteilige ich mich kaum noch daran. Der neuste Schrei stößt bei mir auf taube Ohren.
Der Ansatz von Lieblnk1 hat mir aber sofort gefallen. Ein Digg-System, also Social Bookmarks mit Fokus auf sogenannten „Blogperlen“, also Blogbeiträge, die sich aus dem Einheitsbrei der „Blogosphäre“ abheben. Durch meine Partizipation dort bin ich inzwischen zum Moderator ernannt worden, was mir zugegebenermaßen Freude bereitet, da ich Spammer entweder beschimpfen oder wortlos löschen kann.2

Neben Rivva, das jedoch durch seinen Mechanismus eher informative, aktuelle und vielverlinkte Artikel hervorhebt, könnte Lieblnk einen Anlaufstelle für (Blog-)Leser werden, die sich nicht durch den Bloggerdschungel kämpfen, sondern eine von anderen Lesern präsentierte Auslese genießen und auch ohne eigenes Blog auf Lesenswertes hinweisen wollen.
Das Potential ist da, jedoch mangelt es bisher vor allem an der Bekanntheit von Lieblnk und der Partizipation von Lesern, die das Schöne, das Interessante und das Bereichernde schätzen und teilen mögen. Bisher befinden sich vor allem Spammer, Marketingfuzzis und Dauerselbstverlinker auf Lieblnk, grob geschätzt sind es bisher höchstens zehn Leute, die sich wirklich engagieren.

Genau da seid IHR gefragt. Haut rein !

  1. Ich muss ja ehrlich gestehen, dass ich den Namen etwas unglücklich gewählt finde, ebenso wie das etwas öde Design []
  2. An dieser Stelle könnte ein zwinkernder Smilie stehen []

11 Kommentare

  1. Ich halte nichts von Schwarmintelligenz. Jeder Aggregator mutiert früher oder später zur Linkfarm für Blogselbstvermarkter. Blogrolls und Empfehlungen einzelner Blogger sind nach wie vor die einzig verlässlichen Quellen für das Auffinden neuer Perlen.

  2. @Ugugu: Ich halte auch nicht viel von Schwarmintelligenz und von den üblichen Social Bookmark-Diensten habe ich mich auch schon schnell wieder verabschiedet, jedoch glaube ich schon, dass es möglich sein könnte, bei konsequenter Spambekämpfung und einem engagierten Kreis von 10-50 Lesern eine Anlaufstelle für „gute“ Texte und Blogwerke zu schaffen.
    Ich selber habe schon grob geschätzt etwa ein halbes Dutzend fantastische Blogs und weitaus mehr Artikel über Lieblnk gefunden, trotz der Marketing- und Spamüberflutung.

  3. Ich auch, und bin inzwischen (siehe TBs) wild entschlossen den Verrückten, die trotzdem da mitmachen, ihren Wunsch nach Spamfreiheit, so weit wie möglich zu erfüllen.

  4. Denke ich auch: lieber 10 Leute, die gute Artikel posten, als hunderte, die sich selber vermarkten oder Schrott posten. Ich habe über Lieblnk auch schon gute und witzige Texte und Blogs gefunden.

  5. Wegen deiner ersten Fußnote: das Design finde ich auch nicht geglückt. Vor allem die Zweispaltigkeit. DIe Farben finde ich ganz ok, weil sie nicht so ablenken. Den Namen allerdings finde ich genial.

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