Wenn es einen ungekrönten Heimwerkerkönig gibt, bin ich das.
Mir wurden Hammer, Säge und Schraubenzieher quasi in die Wiege gelegt. Was für manche Frauen die H&M-Unterwäscheabteilung oder ein italienisches Schuhgeschäft ist, das ist für mich der Baumarkt. Nüchtern betrachtet liegen ja nur Werkzeug, Maschinen und Materialien in den Regalen. Jedenfalls für den Sonntagsregalschrauber.
Für mich verdichtet sich diese Masse zu einem handwerklichen Kreativpotential. Ich sehe die Bestimmung und die Träume der Bohrmaschine, die tiefen Gefühle der Steinplatten, die verlegt werden wollen und die Sägen lächeln mich mit blinkenden Zähnen wissend an.
Als Mann hat man es heute ja nicht leicht. Die Metrosexualisierung will uns zu Sklaven der Handtaschen- und Pflegeserienindustrie machen. Eine Bastion männlicher Werte nach der anderen wird schminkend und über Frisuren palavernd begraben. Die männliche Identität verpufft in süßlichen Parfümwolken. Und erste Männer rufen den Handwerker, um das IKEA-Regal zusammen zu stecken.
Nicht so im (richtigen!) Baumarkt. Da gilt der Spruch: Hier bin ich Mann, hier darf ich’s sein. Zwischen Torx und Spax, werden noch richtige Männergespräche geführt, über das fachgerechte Verlegen von Fußbodenleisten oder das Schwärmen über die Zeiten als klassische Hiltis, noch durch die Nachbarschaft dröhnten. Heute hört man ja nur noch das Surren der Black & Decker-Halbtagsbohrer.
Ein Ausleben der kreativen männlichen Destruktivität ist das Ab- Raus- und Wegreißen alter Gebäude.
Durch die staubgeschwängerte Luft rotzt ein klassischer Heavy Metal Song aus den auf Anschalg gedrehten Boxen, ich stehe auf dem Dach des alten Schuppens und im Takt der Drums fliegen die Dachziegel in den Container. Ein Freund und Abrisskollege drischt mit dem Hammer die Balken aus dem Dachstuhl. Er trifft seinen Kopf – Krankenhaus, mit 2 Stichen genäht – 3 Stunden später steht er wieder auf dem Dach. Die Dachziegel fliegen weiter, die frische Abendluft vermischt sich mit dem Rauch des Lagerfeuers und den Benzinschwaden der Motorsäge.
Das Herausreißen einer 70er-Jahre-Einbau-Küche schafft nicht nur ästhetische Erleichterung, sondern auch der Drang nach Agressionsabbau erfährt ungeahnte Befriedigung. Wer schonmal ein kühles Feierabendbier auf dem Trümmerhaufen herausgerissener Möbel und Wandverkleidungen genossen hat, weis was ich meine.
Und so erhebe ich den Schraubenzieher mein königliches Heimwerker-Zepter zum Gruß für alle da draußen, die schrauben, sägen, bohren, malen, verputzen oder nageln.
Morgen geht es der alten Küche an den Kragen und die obige Abbildung illustriert den Spatenstich Schraubenzieherstich. Mögen das Heimwerk beginnen…
Mein Über-Ich war im Unrecht, als es mich davon abhalten wollte, nach anderthalb Stunden nächtlicher Wintersemesterstundenplanzusammenwürfelei noch bei Herrn Punkt Markus vorbeizuschauen: Foto des Tages, eindeutig. Schon mal über einen Account bei Flickr nachgedacht? „Add to faves“ würde ich jetzt gern klicken.
Dafur. Ich hab grade auch wieder ein paar nette Flickreien entdeckt, presente ich mal die Tage. Wirklich schickes Bild übrigens. Rrrrrrrr… :D Netten 11.9. euch!
Hm…sollte ich mal, ja. ;-)