People Are Strange

Bodensee, Nordküste. Der Wind fläzte sich durch die Bäume. Träge und warm strich er über die Haare. Wir saßen mal wieder an der Promenade.
„Haste mal ’ne Mark?“ Franz erntete stolz die verstörten Blicke der Touristen, wie ein Bauer den Weizen. Mit Hut sah er wie jemand aus, der wie jemand aussehen wollte. Heute trug er den grauen. Opas Sonntag hatte ich ihn getauft. Schützt vor Sonne und fliehenden Gedanken, meinte Franz und tippte sich beflissen an den Hut, und eine Frisur brauchste auch nicht.
Die mobilen Kommunikationsmaschinen schwiegen. Die Wellen klatschen unbepiept gegen den Kai. Möwen rundeten das akkustische Panorama ab.
„Qualifizierungsprozesse“, rief ich in das Soundidyll.
„Differenzierung der operativen Abbildsysteme im Rahmen der Handlungsregulation“, parolierte Franz zackig.
Möwen stürzten sich auf ein gefallenenes Käsebrötchen. Der Besitzer blieb kurz stehen. Betreten. Dann ging er weiter.
„Hast du auch manchmal Angst?“ Fragte ich Franz leise. Er nickte, schwieg ungewohnterweise aber. Wir blickten auf das Schweizer Ufer. Zu nah und zu vertraut, um eine Projektionsfläche für Träume zu sein.
Etwas später hörte ich seine Stimme, abwesend, nachdenklich sagen. „Ich habe höllisch Angst davor einmal aufzuwachen und dann nur noch den Schatten im weißen Raum zu begegnen. Mit einer Maske die verbliebene Restwürde durch den Alltag zu schleppen. Und ich habe verflucht Angst davor, das für Leben zu halten.“

Für Freddy, Fred, Jim & Florian (der Schuld sein könnte, dass ich hier wieder etwas mehr schreibe)

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