Der Rote Baron

Im Westen was Neues: Kriegsfilme, Antikriegsfilme und Kriegsfilme die Antikriegsfilme sein wollen. „Der Rote Baron“ gehört eher zur letzten Kategorie. Ein fiktive Bearbeitung eines geschichtlichen Ereignisses ist immer schwierig. Deshalb wird dem Film – sicher zurecht – vorgeworfen – historisch ungenau zu sein. Das ist mir herzlich egal, ich bin im Kino.
Doch wenn tollkühne Männer in fliegenden Kisten (oder so) über idyllische Weizenfelder brausen, die Sonne am Himmel lacht und die Fliegersportsfreunde der Kameradschaft und Ehre huldigen, dann bekomme ich doch einen leichten Anfall von Pazifismus. Seit Pearl Habor ist es ja Mode, dass fesche Piloten mit sensiblen Krankenschwestern anbandeln. Diese funktioniert hier als Abziehbild, auf das man eine rührseligen Moral gepappt hat, um den Zuschauern zu erklären, wie unsinnig Krieg doch ist. Die Ausstattung des Filmes ist selbstverliebt und aufwendig, man wird aber das Gefühl nicht los, eine dieser Modellbau-Miniaturlandschaften zu betrachten. Alles ist so wohlplatziert, selbst der Dreck wirkt sauber.
Alles in allem, hinterlässt der Film diesen Eindruck: Der Krieg ist doof – aber hey, diese tollen Typen, die durch die Luft sausen und ratt-tat-tat-tat-tat mit ihren Maschinengewehr machen, sind doch echt klasse!
Ach ja, gibt es gerade eine Rehabilitierungskampagne für den Adelsstand? Der Film schmeckt, wie der Name Florian Henckel von Donnersmarck klingt.

5 Kommentare

  1. Ich kenne Schweighöfer nicht, aber ich finde es verständlich, wenn auch nicht gut. Wo liegt eigentlich der Unterschied zwischen „eine Sache in Kauf nehmen“ und „sich verkaufen“? Ich behaupte mal, dass sich Millionen Arbeitnehmer „prostituieren“, wenn man den selben Maßstab ansetzen würde, mit dem Künstler bewertet werden. Er sagt selber:

    …Ich habe an Kunst geglaubt, aber man hat mir nur Scheiße angeboten. Ich wollte mir aber treu bleiben und habe das alles abgelehnt. Und dabei auch richtig Schulden gemacht. Seither habe ich mir geschworen: Ich will nie wieder abhängig sein, nie wieder…

    Wer von Kunst leben will, muss sich allzu oft den marktwirtschaftlichen Zwängen anpassen. Leider.

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