.die verschwörung der rentner

Während manche Bekloppten eine Islamisierung in Good Ol‘ Germany verschwören – pardon – beschwören, gibt es andere, sehr viel bedenklichere Entwicklungen in Deutschland, die totgeschwiegen werden. Es ist unwiderlegbar bewiesen, Menschen werden älter, Fakt ist – Menschen werden Rentner.

Nach einem aufopferungsvollen Leben für die Familie, den deutschen Wiederaufbau und den Kampf am Arbeitsmarkt, sollte man meinen, Rentner würden eine ruhige Kugel schieben und das Leben genießen. Es ist bestimmt richtig, das Kegelvereine gut besucht und Kaffeefahrten ausgebucht sind, das jedoch ist nur der trügerische Schein, dahinter befindet sich eine Verschwörung von unvorstellbaren Ausmaßen. Ob es sich um einzelne Terrorzellen handelt, die unabhängig voneinander agieren, oder ob es eine zentral gesteuerte militanten Gruppe, darüber kann man nur spekulieren. Jedenfalls sind die Rentner nach außen abgeschottet, mein Versuch, sich mit einem schriftlichen Antrag in diese Parallelgesellschaft einzuschleusen, wurde vereitelt. Mein Alter musste mich verraten haben.
Dank intensiver Recherchen und dem Einsatz von verwanzten Hunden, konnte ich jedoch haarsträubende Erkenntnisse gewinnen, die mein Weltbild für immer verändert haben.
Ihr kennt den Mann, der den ganzen Tag auf der Parkbank sitzt, die Tauben füttert und scheinbar sinn- und zusammenhangloses Gebrabbel von sich gibt. Darf ich vorstellen, das ist der Einsatzleiter, der Koordinater der lokalen Subversion. Er organisiert die einzelnen Aktionen, die uns behindern oder stören sollen. Was wir für Senilität halten, ist eine komplexe Code-Sprache, in der er Anweisungen erteilt.
Das Ziel der Aktion, ist die Verlangsamung der heutigen Gesellschaft, die Infiltration der Bäckereien mit Filterkaffeemaschinen, die Abholzung der Wälder für „Die Bunte & Konsorten“ Blockierung lebenswichtiger öffentlicher Gebäude und Straßen, die Ausmerzung der hedonistischen Jugendkultur, weil „früher eh alles besser war, auch wenn wir ja nichts hatten„. Um diese Ziele zu erreichen, ist ihnen jedes Mittel recht.
Ich habe es selten wirklich eilig. Das wissen sie und lassen mich daher auch fast immer in Ruhe. Doch neulich begab es sich, dass ich mich in einem schmalen Zeitfenster befand, zwischen Aufstehen, Morgenhygiene und der Busabfahrt hatte ich ein unbedingt notwendiges Bankgeschäft zu tätigen. Flashmobartig versammelten sich die Renter vor mir in der Bank, ließen sich große Summen in Kleingeld auszahlen und zählten es gewissenhaft nach, fragten die Angestellten über ihre Altersvorsorge Löcher in den Bauch und blockierten die Warteschlange mit Klatsch und Tratsch. Kurzum, ich verpasste meinen Bus. Der Mann auf der Parkbank grinste und fütterte weiter mit provozierender Langsamkeit die Tauben.

Und auf der Straße erst.
Sie wollen den ewigen Sonntag, die verdammten Rentner, deshalb fahren sie auch so. Und wenn man gerade einen dieser Rentner-Mercedesse überholt hat, taucht an der nächsten Kreuzung ein anderer auf, nimmt einem die Vorfahrt und schleicht mit 60 Km/h über die Landstraße. Als Fußgänger blockieren sie die Zebrastreifen, Busladungsweise kulturelle Sehenswürdigkeiten und als Fahrradfahrer ganze Innenstädte.

Ihre Einkäufe können sie künftig allein einpacken, über die Straße helfe ich auch keinem mehr und verdammtnochmal, ich stehe nicht mehr im Bus für sie auf!

4 Kommentare

  1. Provokant, doch intressant.
    Dreist aber doch nicht ohne Witz.
    Extrem, doch die Nähe zur Realität gewahrt.
    Ironisch aber ohne doppelten Boden.

    Tot doch lebt es.

    Oh mann, jetzt wirds konfus… .. .

  2. Wenn ich solche „Sachen“ lese frag‘ ich mich immer: Was soll, was kann ich tun?

    Ja, die demographische Entwicklung ist tatsächlich eine solche – leider eine Entwicklung in Richtung: Alt, Älter am Ältesten.

    Morgen sind wir – auch Du – älter. Morgen sagen auch wir: Die Zukunft war früher auch besser! (frei nach Karl Valentin)

    Und was kommt dann?

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