.umzüglich

Lederstrumpf, Old Shatterhand und Donald Duck sitzen noch am Feuer, kochen Kaffee und irgendwie scheint mir im Alter von 10 Jahren die Jahrtausenwende ewig weit weg zu sein und ich stellte mit vor, wie es wäre als Jugendlicher Silvester zu feiern.
Sentimentalität überfällt einen hinterrücks, wenn man sich durch gegenständliche Erinnerungsfetzen wühlt und man kommt sich vor wie der Protagonist im eigenen Roman auf Seite 3 Zeile 22 ff.

Die Unterstufen-Flamme lächelt mir unverblümt von dem Foto entgegen, das zwischen all den geblümten Geburtstagsgrußkarten von Tanten und Omas und Inseln-Postkarten steckt.

Namensvetter und Schulbrieffreundschaft Markus aus Ohio, schrieb Briefe in bildzeitungsgroßen Lettern. Kitten, Kitten ja verdammt Kätzchen, heute verstehe ich endlich, was schwarz ist und einen weißen Fleck auf der Nase hat. Er hat damals ein Kätzchen geschenkt bekommen. Vielleicht lebt die Katze ja heute noch? Wie alt werden eigentlich Katzen?

Ein Knopf. Ein Knopf in einer kleinen Plastiktüte. Der Ersatzknopf einer (bestimmt schrecklichen) Hose, die ich längst nicht mehr habe. Vielleicht wurde aus ihr nach der Altkleiderentsorgung Industrieputzlappen, vielleicht auch kleingehächselt Autotüreninnendämmung.
Ein weiterer Knopf aus dem 16. vielleicht auch 17. oder 18. oder 19. Jahrhundert. Beim archäologischen Durchsieben im Dreck eines uralten Innenbodens gefunden. Ein paar Kleinmünzen waren auch dabei, die Familiengruft einer Mäusefamilie über mehrere Generationen und ein paar Porzellanscherben. Assoziationsmuster malen das Bild eines Mädchens im adretten Kleid, das Schelte von der Mutter bekommt, weil es beim Spielen ein Knopf abgerissen hat.

Entrissene Seiten eines später als Notizblock entfremdeten Tagebuches. Für mehr als ein „Ich sollte mal wieder (wirklich ist hier gemeint) Tagebucheinträge schreiben“, hat es nie gereicht. Metatagebuch, lange schon vor der Blogzeit.

Beim Umziehen geht einem der ganze geliebte, verfluchte und erinnerungsseelige Kram nochmal durch die Finger und durch den Kopf und mit Entsetzen einerseits und mit großer Freude andererseits, merkt man, dass das ganze bisherige materielle Leben immer noch in ein paar Umzugskisten passt.

7 Kommentare

  1. Ja, nach einem halben Jahr der Wohnungssuche ziehe ich jetzt nach Überlingen am Bodensee (es ist zu deprimierend als männlicher Heranwchsender, in einer badischen Spießerkleinstadt eine Wohnung zu suchen. Vermieter haben kein Vertrauen in die Jugend.)

  2. hihi, das kenn ich noch, letztes Zimmeraufräumen (und erstes wirkliches *g*) vorm auszug, ja so ist das, hab da ne kiste gemacht mit der aufschrift „nicht vor ablauf von 10 jahren öffnen“ 3 monate später aufgemacht weil ich was draus brauchte *g*

    Isn seltsames aber nettes Gefühl

  3. Hallo.

    Das mit dem Umziehen kommt mir irgendwie bekannt vor :)

    Apropos Katzentod:
    Meine Katzen sind bisher immer überfahren worden :(
    Schon drei Katzen. Jetzt wollen wir erstmal keine mehr.Von einem Bekannten ist die Katze wahnsinnige 19 Jahre geworden. Dann ist sie eines natürlichen Todes gestorben

    Grüße

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