.om – zeit versetzt

Reden wir jetzt mal nicht darüber, wie relativ Zeit ist/sein kann.

Die Auffassung von Zeit in unserem westlichen Kulturraum ist allgemein die, dass sie vergeht und verloren ist, wenn man sie zum Warten „verwendet“.
Die durchschnittliche Empörung eines Deutschen, wenn die Bahn 10 Minuten zu spät kommt, liegt in der Intensitätsskala auf der selben Ebene wie Steuererhöhungen oder Gehaltskürzungen. Zeit ist Geld. Ungeduld, als Untugend einer ganzen Mentalität.
Die Energie die vergeudet wird, sich über die deutsche Bahn zu beschweren, würde ausreichen um ganze Sonderzüge von München nach Berlin zu betreiben. Die Bahn hat etwas vom Wetter – verlässlich unzuverlässig und für die meisten Leute scheint ihr auch eine abstrakte Personifikation anzuhaften, jedenfalls in der Art wie man sich über sie beschwert und als Ding begreift, die einem das Leben schwer machen kann – so wie das Wetter.

Aber ich wollte ja eigentlich von Zeit reden.
Geduld und die Fähigkeit, Zeit in schon fast meditativer Form verstreichen zu lassen, kann man lernen, wenn man sich auf das indische Lebensgefühl einlässt. Der Zug kam 4 Stunden zu spät, keiner wusste auf welchem Gleis er fahren würde und keinen kümmerte es.
48 Stunde Zugfahrt in brütender Hitze und drückender Enge, kann man nicht mit europäischem Zeitgefühl angehen. Mit diesem Bewusstsein vergeht auch eine 7-stündige Zugfahrt mit der Deutschen Bahn wie im Flug.

2 Kommentare

  1. Das dürfte der Traum eines jeden Deutschen sein: Unabhängig von Zeit, Terminen und Stress.
    Zumindest ich würde mir das wünschen. Vielleicht bin ich aber auch einer derjenigen, die auswandern, sobald sie mit 70 die Volks-Sozialhilfe bekommen. Aber vermutlich kommt eh alles wieder ganz anders; entweder ich bin dann bereits tot (das halte ich für sehr wahrscheinlich) oder ich habe mich so verändert, dass ich nicht mehr weg will, oder was auch immer.
    Mit Verspätungen und Fehlern anderer hatte eigentlich auch noch nie Probleme. Meistens wird das sowieso schon enberechnet und wenns dann doch nicht mehr reicht, dann hat halt irgendjemand Pech gehabt. Bisher hat das immer geklappt und ich hoffe das tut es weiterhin. Ich bin inzwischen einfach zu alt, oder noch zu jung, dass mich das stören würde.

  2. Trotz gewissen Kollisionen zwischen meiner und der allgemeinen Weltanschauung gefällt es mir in Europa/Deutschland. Ein endgültiges Auswandern kann ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen. Auch wenn natürlich wieder alles anders kommen kann ;)

    Ich glaube wir haben hier in unserer Gesellschaft einen hohen Grad von Reflektion bzw. dem Erkennen und Einordnen von Mißständen, ohne jedoch die Fähigkeit sie zu ändern.
    Keiner will Zeitdruck und Stress (ok, manche brauchen ihn als Antrieb, wie ich ;-) ) aber jeder trägt täglich dazu bei, dass es sich nicht ändert. Vielleicht wäre es übertrieben von Schizophrenie zu sprechen, aber zwischen Wunsch und Realität sorgen wir, dass der Spalt so groß bleibt.

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