Ketchup

Selten schrieb ich in letzter Zeit über das Bloggen. Aus gutem Grund. Für die meisten Leser dürfte interessanter sein, dass ich beim Verfassen dieses Beitrages eine ganze Packung Pistazien knackte und drei Gläser Orangensaft – gemischt mit Wasser im Verhältnis 2/3 – trank. Nach einer Phase der Emanzipation, in der ich mich aus dem Zirkus der Aufmerksamkeit verabschiedete, um fortan kleine, aber eigene Brötchen zu backen, wurde ich stiller Betrachter der als medialer Nebel im Netz wabbernden, sogenannten „Blogosphäre“.
Während die Fahrradfahrer sich inzwischen recht gut daran gewöhnt haben, dass sie einfach Fahrrad fahren, scheint es das Grundbedürfnis einiger bloggender Menschen zu sein, sich selbst immer wieder der leidenschaftlichen Diskussion zu stellen, was Blogs sind und vor allem was nicht. Beliebt sind hier die Begriffe „Relevanz“ und „Substanz“, die man, um ernstgenommen zu werden allerdings nur noch in einem ironischen Kontext verwenden darf. Ausgenommen natürlich, wenn man sich im Meeting mit einem Werbepartner befindet.
Es ist lustig. Wenn man sich mehr als zwei Jahre mit einem so jungen Medium beschäftigt, ist man schnell ein alter Hase. Zumindest fühlt es sich so an, wenn jedes Quartal die selbe Diskussionen der selben Diskutaten abläuft. Etwa der ewige Krieg „Blogger vs. Journalisten“ wirkt wie ein Boxkampf über fünfhundert Runden, in dem sich die Boxer nur noch aus ihrer Ringecke beschimpfen und bespucken. Eine überall so senfig angereicherte Diskussion, dass man die Wurst kaum mehr sieht, um die es geht. Wenn es denn überhaupt mal eine gab. Und hier gibt’s grad noch ein bisschen Ketchup drauf.

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