.im wörterwald

Das Wandern durch eine Metapher ist kein Spaziergang„, meinte Aphor Ismus und lächelte tiefsinnig. Dann gingen wir los.

Der Anfang des Waldes, wie auch der Anfang der Geschichte, erwies als lächerlich einfach, aber als wir durch ein Tor das Blättermeer betraten, ließ Aphor mich zurück. Weiter konnte er nicht gehen. Sinngemäß jedenfalls nicht, wie er kurz angebunden bemerkte.
Nun gut. Dann eben ich – allein.
Niemand ist allein, hier ist niemand allein, niemand niemals allein„, murmelte ich so für mich hin, versuchte nichts zu suchen, aber widerstand der Versuchung ein Blümlein auszugraben.
Mit eintönigen Stimmungsverhältnissen spazierte ich ich über einen breiten Waldweg, in dem der Wald fast weg war. Abgeholzt und plattgetreten. Viele waren schon vor mir dort gegangen und vielen war es genauso ergangen.
Mach dich frei,“ rief meine innere Stimme frohlockend, froh und lockend und trat mit einer lockeren Drehung der Sicherheit in die Kniescheiben, die ebenso leicht knickte, wie das Unterholz, das ich nun abseits des Pfades betrat.
Da stand ich nun im Gestrüpp, das sich der lebendigen Strukturlosigkeit hingab, das Geschichten um mich raunte und rankte, das im Wettbewerb um das grünste Grün angetreten war.
Freiheit“ proklamierte ich versuchsweise vorsichtig. „Freiheit“ rief ich und fühlte mich ein bisschen gut dabei. „Freiheit“ brüllte ich tragisch – komisch kam das Echo zurück. „Eiei“ leierte es.

Etwas unmotiviert zupfte ich weiter am roten Faden und beschloss der Handlung eine jähen Wendepunkt zu geben, als plötzlich ein riesiger Zwerg in mein Dickicht trat. Ich fand ihn etwas widersprüchlich. Er meinte, dass gehe nicht nur mir so, auch er finde es etwas blöde, als paradoxe Figur in einer surrealistischen Geschichte herhalten zu müssen. Ich schlug ihm vor, in einer Großgärtnerei nach Arbeit zu fragen.
Ich ging weiter und der Wald lichtete sich – das Verb verdichtete sich zum Substantiv – ich kam auf eine Lichtung von Dichtern und Denkern. Karl Marx ließ ich links liegen und setzte mich etwas abseits auf einen Baumstumpf und begann eine nette Plauderei mit einem alten Mann der sich mir als Herr Al Phabet vorstellte.
Ein bisschen unverschämt warf ich ihm vor, dass er nur eine verbildlichte Abstraktion sei. Genauso unverfroren antwortete Al, dass ich ihn mal könne, er sei die Grundlage und das allgemein angenommen werde, dass zwar am Anfang das Wort stünde, aber eben keiner beachten würde, dass ein Wort immer mit einem Buchstaben anfange. Ich ließ ihn mit dem Konjunktiv allein, er wäre alt und ich sei eben konjungtiv.

Ich ging weiter.

Weiter.

Immer weiter.

Immer noch weiter.

Ich blieb nicht stehen, denn ich ging immer noch weiter.

Jaha, immer noch weiter.

Weiter.

Noch weiter, dann blieb ich stehen.
V-e-r-d-a-m-m-t – der Hammer der Erkenntnis nagelte mir die Buchstaben in den Kopf – ich hatte mich verlaufen. Aber wo war ich denn hier stehengeblieben? Was wäre passiert, wenn ich beim Konjunktiv geblieben wäre?
Gute Frage„, sagte eine rhetorische Aushilfskonstruktion und verwies auf die Option, der Geschichte ein offenes Ende zu geben, wofür mich dann auch entschied…

5 Kommentare

  1. [verlinkt im Rob-Ticker]

    Beim Lesen freuten sich Wörter, Worte, einzelne Buchstaben (vor allem bei den Vokalen brach Begeisterung aus)und Herr Rob :-)

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