„Jugend ohne Spott?“ – Der gescheiterte Versuch einer Replik, die ein dummes Wortspiel über die Suche eines adäquaten lateinischen Begriffes als Titel stellte und diesen Satz jetzt zudem vollkommen unmotiviert mit einem Fragezeichen beendet?
In der ewig währenden Jugenddebatte (gefühlt seit 4000 v. Chr. allerdings ohne Aufzeichnungen) polemisiert aktuell Jens Jessen im Feuilleton der ZEIT unter der Überschrift „Die traurigen Streber„. Wo sind Kritik und Protest der Jugend geblieben? Die Angst vor der Zukunft hat eine ganze Generation entmutigt.“ Manuel J. Hartung und Cosima Schmitt sehen das in ihrer Replik „Die effizienten Idealisten“ als positive Entwicklung und Evelyn Finger weist in einem weiteren Debattenbeitrag „Die Bombe tickt“ auf die gefährliche Entwicklung in sozial-schwachen Gesellschaftsschichten hin. Die Kommentare zu dem jeweiligen Artikel kann man sich sparen, da vier von zehn Disputanten ihn nicht gelesen, und drei von zehn ihn nicht verstanden haben.
Ein interessanter Diskussionsbeitrag kommt aber von Simon Columbus, dessen Analyse ich weitgehend zustimme, auch wenn ich in der weiteren Entwicklung eine andere Konsequenz sehe. Aber jetzt mal ernsthaft:
Als – äh- Jugendlicher (gerade 23 Jahre, aber stetig älter werdend. Unausweichlich. Blöde Sache. Ja doch! Aber jetzt geht’s mit dem Haupttext weiter, wir sind ja nicht zum Spaß hier) darf ich mich ja kaum berufen fühlen, an dieser Debatte teilzunehmen, die mit historischem Ballast überladen, auf dem aufgewühlten Diskussionswasser im Nebel der Meinungen, Umfragen, Statistiken und des hitzigen Feuilltonsdampfkochtopfes segelt (Die Nautik wurde gerade schamlos für eine endlossatzige Metapher ausgebeutet). Aber ich bin jung, quasi nage ich am Zahn des Zeitgeistes und die Vertreter der Diskussion könnten meine Eltern sein. Papa lass das jetzt. Ich sehe das anders. Sag Mama einen lieben Gruß von mir. Ja, da ich mich gerade sehr jugendlich fühle, bin ich mal so peter und frei, etwas Licht ins Dunkel der Besenkammer der Geschichte zu bringen. Wenn das Internet mehr interagieren und multimedieren könnte, würde an dieser Stelle ein Trommelwirbel kommen. Vorhang auf!
Alles begann mit dem Jahr 1968. Oder endete. Das hängt von der Sichtweise ab. Die einen rauchen heute noch sehnsüchtig Gedenkhaschischzigaretten, die anderen hängen schlapp am Reck und träumen von Zeiten der Wirtschaftsaufschwünge und klimmzügen sich gelegentlich an Wertkulturkonserven wieder hoch. Eines steht für mich jedenfalls fest. Das Jahr 1968 war der größte Autounfall in der deutschen Geschichte. Alles waren dabei. Alle waren Augenzeugen. Aber frag sie jetzt mal, welche Farbe das Auto hatte. Vielleicht war es auch doch nur ein Fahrradunfall.
Diese Leute sind jetzt älter geworden. Dazwischen gab es ein paar Jahrzehnte, die man getrost überspringen kann, wenn man nur nicht vergisst anzumerken, dass die Jugendlichen komische Klamotten trugen und seltsame Musik hörten. Was uns jetzt irgendwie ins Heute, Hier und Jetzt der aktuellen Gegenwart führt (Oh, schon wieder eine Klammer. Sowas! Wenn Sie über 40 sind können Sie diese zum Verschnaufen nutzen, kurz innenhalten und sagen: Ach, damals…).
Was uns alle Menschen auf der Erde verbindet, ist das Streben nach Glück, nach Zufriedenheit in unserem Leben. Das steht fest und da bin ich so frei, für alle zu sprechen. Für alle, außer für die Katholiken. Die haben dafür nach Lebensende eine phätte After-Show-Party. Das Verlangen nach Lebensglück verbindet den Jugendlichen aus dem 14. Jahrhundert, der Pferdeäpfel von der Straße aufklauben musste, mit dem Jugendlichen von heute, der in der Gewissheit der Ungewissheit globalisierter und postmoderner Zeiten lebt. Der Pferdeapfeljunge verdiente übrigens später genug, um sich einen Handkarren leisten zu können. Er lernte ein Mädchen kennen, mit dem er nach kirchlicher Trauung als Pferdeapfelmann drei Kinder hatte, die alle komische mittelalterliche Namen trugen. Als Pferdeapfelopa starb er glücklich und zufrieden in seinem Eigenheim (das nur vom Herzog geleast war, aber Finanzgeschichte spielt hier nun wirklich keine Rolle). Doch der Junge von heute?
„Leistungsbereite Jugend = Zukunft für Deutschland“ fordert einer dieser „vielgescholtenen“ BWLer im ZEIT-Kommentarsaustall. Da unterdrücke ich den Impuls, vom Sofa aufzuspringen, um zackig zu salutieren: „Leistungsbereit, wenn sie es sind, Sergeant!“ Lieber möchte ich Pferdeäpfel sammeln gehen. Das Glück der Erde, kommt aus dem Backend der Pferde.
So alt sind die Autoren nicht – Hartung ist gerade mal 26 und die anderen beiden auch nicht älter als Mitte 30; von Jessen einmal abgesehen.
Gerade dem aber muss ich zustimmen und was mich überrascht: Die engagierten Jugendlichen, die ich kenne, auch. Jessen hat aufgeschrieben, was selbst in der angesprochenen Generation als Gefühl vorhanden ist.
Aber ich schweife ab, eigentlich wollte ich zu dem „Leistungsbereit, Sergeant!“ kommentieren. Das finde ich nämlich ganz klasse – es gibt kaum etwas lächerlicheres als dieses „Leistung“sgefasel.
(Aber wir sind halt Waldis, ne, völlig verzogen…)
Ich sehe das auch ähnlich wie Jessen (wenn man mal die wesentlichen Aussagen aus der Polemik geschält hat).