Ein Cappumacchialattespresso

Berufserfahrene wissen, die Arbeit im Gastgewerbe könnte eine traumhafte Beschäftigung sein, wenn da nicht die Gäste wären. Nein, das stimmt so natürlich nicht und die meisten unserer Besucher sind so unkompliziert zu bedienen, wie die vollautomatische Kaffeemaschine (haha!).
Um so mehr fällt da ein Gast auf, der eine gefährliche Mischung aus Verwirrtheit und Ignoranz an den Tag legt, selbst wenn er einfach nur ein koffeinhaltiges Heißgetränk bestellen will.“
Was ist ein Espresso Macchiato?“ Fragt die Dame. Weil sie es nicht verteht, erkläre es ihr mehrmals in leichten Variationen verbal, dann mit Zuhilfenahme von Händen und Füßen. Ist ja auch ein komplexes Thema, wenn in eine gewöhnliche Espressotasse der Espresso und darauf etwas Milchschaum kommt.
„Espresso vertrage ich eh nicht, ist mir zu stark“. Gut, dass wir das geklärt hätten, sonst müsste ich ihr vielleicht noch die molekulare Zusammensetzung erklären.
„Ich hätte gern einen Latte Macchiato, aber mein Geld reicht leider nicht. Können Sie den nicht etwas kleiner machen?“ Klar, gute Frau, ich löffel schnell mal Milchschaum für 40 Cent ab, oder programmiere die Kaffeemaschine und die Kasse um. Nein, ich bin ja grundsätzlich nett und flexibel, aber hier bleibe ich mal hart. „Tut mir leid“, sage ich und schüttel den Kopf.
„Was ist den der Unterschied zwischen einem Cappuccino und einem Latte Macchiato“. Ich erkläre es ihr ebenfalls mehrmals, auch dass sich das Verhältnis von Espresso zu Milch ändert, nicht aber die Stärke des Espressos selbst. Ich verdrehe dabei die Augen, mental zumindest. Präventiv beschreibe ich ihr noch den Unterschied zwischen Espresso und Kaffee. Innerlich murmel ich das Mantra: Bestell dir einfach eine Apfelsaftschorle, bestell dir eine Apfelsaftschorle, bestell dir eine Apfelsaftschorle.
„Kaffee ist ja eigentlich gar nicht gut für meinen Magen…“, erfahre ich und verkneife mir den Hinweis auf unser reichhaltiges Teeangebot. Ich habe nicht die geringste Lust etwa 20 Teesorten in Inhalt, Wirkung und Anbau zu beschreiben.
„…aber ich nehme dann einen Cappuccino“, legt sie sich endlich fest.
Die nächsten zwei Stunden sitzt sie dann vor dem kostenlosen Internetzugang. Von meinem Kollegen erfahre ich später, dass sie in der letzten Woche, zwei Stunden nach Küchenschluss noch ein Essen haben wollte.

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