Der Sommer ist ein Fluss

Vielleicht hilft es auch, sich das Leben als eine Art Autobahn vorzustellen. Wahrscheinlich aber auch nicht. Metaphern sind schließlich nur der Versuch einem grauen Haus Farbe zu geben. Jedoch – und das ist hier der Punkt, Alter! – das Leben gewinnt immer mehr an Fahrt. Man könnte von einer unwahrscheinlichen Rasanz sprechen. Zudem sogar von einer unglaublichen Beschleunigung.

So hat der Sommer mit einem schon wieder die meiste Zeit damit verbracht, zu heiß, zu kalt oder zu verregnet zu sein, bevor man merkt, dass die kleinen Blüten an den Bäumen zu verdammt großen Äpfeln geworden sind. Wer sich jetzt noch eine Badehose gekauft hat. Pech gehabt!

Höchste Zeit innezuhalten. Zeit eine Blues-Platte aufzulegen, durch das regenbeschlagene Fenster mit Wehmut nach draußen zu blicken, wie der Herbstwind garstig an den noch grünen Blättern zaust. Ein leises Ding, ein leises Dong, die Melancholie ist wieder zuhause.
Wer wie ich den Herbst liebt, der weiß doch, am Ende steht nur der Winter. Erbarmungslos. Und das ist nicht nur eine Frage der Jacke, meine Damen und Herren, es muss auch im Inneren warm sein. Als Anweisung für den jahreszeitlichen Hausgebrauch empfehle ich die Maus Frederick aus dem Kinderbuch, die im Herbst Sonnenstrahlen, Farben und Wörter für den Winter sammelte.

Ein kleines bisschen Wehmut schwingt mir leise seufzend in der brüllenden Alltagsgedankenflut. Zwischen den Telefonsymphonien und durch die Papierwälder klingt ein leises bisschen Trauergesang über die nun verlorene Jahreszeit. Der Sommer war ein Fluss und wir verlassen ihn jetzt nass und erschöpft auf der anderen Seite.

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