Heimfahrt

Was einem auch manchmal entrückt vorkommt, in den Häusern sitzen Menschen und haben sich ein Leben gebaut. Lebensentwürfe gebastelt. Hier und da einen Baum gepflanzt. Ein Auto in die Garage geparkt. So fährt man über die verschneite Dörflichkeit des Landes und denkt sich so seinen Teil und manchmal ein Ganzes. Das Radio ist aus, weil es keines gibt, der Motor dröhnt monoton. Zur weißen Heimeligkeit der Winternacht steht eine umzäunte Schafherde auf der Wiese und frisst Schnee. So sieht es zumindest aus. Sie grast und löst sich langsam im Weiß auf.
Das war mal Land. Und wem die Natur gefällt, dem sind manche Häuser fremd geworden. Aus den Tempeln der Einfamilienwohnglücke dämmert das Licht aus Doppelglasfenstern, Schornsteine ragen rauchlos in die Silhouette der Nacht.
The modern life. Irgendwie kreist so manches Gespräch um die Wirtschaftskrise, die doch eine Gesellschaftsproblematik ist. Es schwingt leise die Sehnsucht nach einer anderen Zeit, nach dem Beginn einer anderen Welt. Man hat schon Idealismus gefressen, gekaut und wieder ausgekotzt. Gemerkt, dass man das System nicht ficken kann, ohne selbst gefickt zu werden. Man ist doch jung und hat ein eigenes Leben. Das Steinewerfen macht nur Fenster kaputt und zerbeult Autos.
Es ist kein Leichtes gegen Unterdrückung zu kämpfen, die einem selbst Wohlstand verschafft, die einen in Sicherheit wiegt und im Konsum einlullt. Daneben Ungerechtigkeit, die gesellschaftliche Kausalität, die neben Gewinnern auch Verlierer braucht. Ein System, dass niemals sein Versprechen einlösen kann. Ein Gesellschaftspiel, dass von den Spielern Angst und Gier verlangt. Die Suggestion, dass einen das alles gerade nichts angeht, aber…

…irgendwann, irgendwo der Aufbruch kommt.

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