… oder was Sie schon immer über Eichhörnchen, Glühwürmchen oder vielleicht auch einfach gar nicht wissen wollten.
Eichhörnchen, auch als Eichkätzchen und damit als Katzen bekannt (jetzt mal rein etymologisch), sind also der Blogrelevanz würdig. Bekannt ist auch der Spruch: „Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen“. Das trifft so nicht zu. Jedenfalls nicht in den Kletterbäumen meiner späten Kindheit, zwei gewaltigen in den Himmel ausufernden Haselnusssträuchern, die man tatsäschlich mit drei „s“ schreibt und auch nicht Baum nennen darf, weil die „Gemeine Hasel“ nur in den seltensten Fällen baumförmig wächst. Das kann man sich jetzt merken und bei einer angeregten Diskussion über Nüsse, Bäume und Sträucher einstreuen.
Obwohl sich das Erleben der Jahreszeiten in der Postpostmoderne oft auf „mir zu heiß“ und „boah, viel zu kalt“ beschränkt, so wird der aufmerksame Leser doch bemerkt haben, dass – Moment mal – der Herbst und damit die reifen Nüsse noch in weiter zeitlicher Ferne liegen. Sagen Sie das mal bitte den beiden Eichhörnchen, die im Stile des Cirque du Soleil ein Nahrungsbeschaffungskunstück nach dem anderen vollbringen. Die possierlichen Tierchen bewundert man gerne wegen ihrer geschickten Pfötchen, mit deren Hilfe sie an den Nüsschen knabbern. Aber ich sag euch, diese Dreckspfoten sind dermaßen inkontinent, dass wenn man bei einer gemütlichen Kaffeegartenrunde sitzt, ein Regen von unangeknabberten Einlings-, Zwillings- und Drillingsnüssen auf Gartentisch, Stühle und Personen hagelt. Aus einer Fallhöhe von fünf Metern ist zudem die Kopfnuss mit der Erdbeschleunigung1 durchaus auf der Kopfhaut spürbar.
Die wissenschaftliche Artbezeichnung „Sciurus“ setzt sich aus den altgriechischen Wörtern „skia“ (Schatten) und „oura“ (Schwanz) zusammen. Man nahm damals an, dass sich die Eichhörnchen mit ihrem, im Verhältnis zu Körpergröße imposanten Schwanz selbst Schatten spenden konnten. Zweifelsohne sind diese Tiere beschattet, wer knabbert auch schon im Sommer an unreifen Haselnüssen. Beschattet und absolut unfotogen. Ohne Machete, Teleobjektiv oder einem ausgestopften Exemplar dieser Art sollte man seine tierfotografischen Ambitionen gleich an den Hut stecken. Oben zu sehendes Foto enstand übrigens, nachdem ich drei Stunden als Blatt getarnt, mit nur einem Fuß2 kopfüber an einem Ast hing. Danach wurde ich mit wilden Flüchen in der Eichhörnchensprache3 beschimpft und mit Nüssen beworfen4.
Eichhörnchen leuchten bekannterweise nicht nachts, im Gegensatz zu Glühwürmchen. Um die Überleitung eleganter zu gestalten, könnte man vielleicht noch hinzufügen, dass beiden Arten ein Verniedlichung im Namen gemein ist. Aber lass uns jetzt mal über Glühwürmchen sprechen. Letzterer Satz fällt eher selten in geselliger Runde, spricht man doch gerne über die „Freuden, Sorgen und Ängste der Jugend“ und danach über gemeinsam oder einzeln erlebte Drogenerfahrungen5. Es war also anders. Ich saß im Garten, wohl bei Zigarette und Hopfenbrause. Das ist in meinem Urlaub schon mal üblich. Ich sinnierte über – genau – Glühwürmchen. Wann hatte ich zum letzen Mal welche gesehen? Ohne es zu bemerken, waren diese leuchtenden kleinen Dinger aus meinem Leben verschwunden. Wann? Ich war gerade 16 Jahre alt geworden und arbeitete mit einem Schulfreund vier Wochen auf einem Hof als Landwirtschaftspraktikant. Der Aussiedlerhof war etwa dreihundert olympische Speerwürfe vom nächsten für uns relevanten Dorf entfernt. Mobilität bedeutete also „Schusters Rappen“. In einer Nacht, nach dem Besuch unseres Stammdöners und den obligatorischen drei Dosen CD-Pils6 liefen wir über Feld, Wege und Feldwege heimwärts und leuchtende Glüchwürmchen säumten all unsere Schritte. Danach sah ich sie nie wieder. Nicht nur ich vermisse sie.
Um nun das letzte der drei Versprechen der Subheadline7 einzulösen, also das, was Sie vielleicht auch einfach gar nicht wissen wollten: Ich habe Hunger und werde wahrscheinlich gleich etwas essen.
- Wir erinnern uns: g = 9,81 m/s2 [↩]
- als Blattstiel you know [↩]
- Quicken! [↩]
- Hier addieren wir zur Erdbeschleunigung die Wurfkraft eines durchschnittlichen europäischen Eichhörnchens [↩]
- Alter! Der Kaffee gestern. Der war vielleicht stark [↩]
- Ein geschmackliches Verbrechen übrigens. Hopfen wird selten schamloser missbraucht. [↩]
- Deutsch: Unterüberschrift [↩]
Ich kannte mal einen Witz, in dem ein Eichhorn und ein Nashörnchen vorkamen, aber ich habe die Pointe (und eigentlich auch den ganzen Witz) vergessen. Wahrscheinlich war das schon der ganze Witz und es handelte sich um einen Zeitungscomic. Jedenfalls ist Eichhörnchencontent etwas schönes, und die letzten Glühwürmchen habe ich glaube ich mit 12 gesehen, selbstverständlich auch nachts auf einem Feldweg. Gibt nicht viel schöneres als nächtliche Feldwege.
Empfehle den Anime „Die letzten Glühwürmchen“, die kommen da nur am Rande vor, aber trotzdem ein sehr schöner Film.
Schöner Eintrag. Danke hierfür.
Ich habe Glühwürmchen bisher einmal in meinem Leben gesehen. War vor ca 8-10 Jahren im Allgäu.
Haben sie gewusst, das die roten Eichhörnchen am Aussterben sind.
Wünsche ein angenehmes Wochenende.