Lieber kleiner Mann,
da sich ja so viele Menschen in Film, Funk und Fernsehen und Internet erlauben in Deinem Namen zu sprechen, bin ich einfach mal so frei zu glauben, dass Du existierst und sage Dir hier mal was in Form eines offenen Briefes.
Es geht um den Klimawandel.
Genauer gesagt um die Klimadebatte und dass jetzt jeder „etwas“ tun muss. Ich kann verstehen, dass Du jetzt fuchsteufelswütend wirst, wenn man Dir sagt, dass Du weniger Auto fahren sollst, zudem auch noch langsamer.
Ist ja auch ungerecht, sich das von Menschen sagen zu lassen, die mit einer bodenlosen Frechheit und unmoralischer Unverantwortlichkeit, genau das Gegenteil von dem tun, was sie anderen andauernd vorschreiben.
Lieber kleiner Mann, lieber kleinster Nenner der Debatten, Glossen, Fernsehbeiträgen und Kolumnen, Du musst mir jetzt mal bitte kurz zuhören, auch wenn das, was ich Dir sage keine brandneue Erkenntnis ist.
Ja, ich bin auch sauer auf Politiker, die Wasser predigen und Benzin fahren. Dass Al Gore mehr als zwanzigmal so viel Strom verbraucht, wie ein Durchschnittsamerikaner, finde ich auch nicht gut. Dass Abgeordnete, die sich für den Klimaschutz einsetzen, zwischen Berlin, Bonn, Brüssel und Straßburg hin und her pendeln, darf man auch gerne als Verschwendung sehen. Da hast Du recht, das ist nicht vorbildlich.
Was ich Dir bisher zu sagen hatte, liebes Feuilletonsgespenst, war ja gar nicht neu. „Das weiß ich doch„, wirst Du jetzt sagen „Das sage ich doch auch die ganze Zeit„, fügst Du dann noch hinzu.
Richtig, liebe medienverzerrte Volksmeinung, aber jetzt kommt eine Erkenntnis – ich muss sagen ich war selber ganz überrascht, als ich das kapiert habe – das alles hat doch gar nichts mit Dir zu tun. Du bist doch kein Politiker. Bloß weil die korrupte doppelzüngige Taugenichtse sind, musst Du das nicht auch sein.
Vielleicht erkläre ich Dir das anhand eines praktischen Beispiels. Stell Dir einfach vor Du bist Vater oder Mutter und Dein kleiner Sohnemann will plötzlich ein superniegelnagenneues Kinderpresslufhammerraupenfahrzeug mit Fernsteuerung, das er in der Werbung gesehen hat. Du sagst ihm nein, weil das Ding zu viel kostet, blöde ist und schnell kaputtgeht.
„Der Alexander hat das auch von seinen Eltern bekommen„, sagt Dein Sohn und da wären wir schon wieder bei der Klimadebatte und ihrer Argumentation. „Na und, bloß weil der Alexander das hat, heißt das doch nicht, dass du das auch brauchst„, wirst Du deinem Sohn sagen.
Verstehst Du?
Genau das ist es!
Was irgendwelche anderen Deppen machen, hat doch nichts mit Dir zu tun. Du kannst selber entscheiden, das Richtige zu tun, auch wenn alle anderen das Falsche machen. Die Politiker sind keine Vorbilder mehr, sagst Du selber und darum musst Du es ihnen ja auch nicht gleichtun, wenn sie mal wieder einen riesengroßen Haufen Bockmist fabrizieren.
Du bist ja nicht so dumm, dass Du jemandem hinterher rennst, der gleich in einem Abrund springen will, sondern Du bleibst stehen und wenn Du genügend Courage hast, versuchst Du vielleicht sogar ihn zu retten.
Du kannst ja schonmal mit ganz vielen kleinen Schritten vorrauseilen, sie werden Dir dann mit großen Schritten hinterherlaufen müssen.
Herzlichst,
Dein .markus