.herr punkt markus in italien

IMG 3238 „Bella Italia“ – Das Seufzen im tapetengeblümten Wohnzimmer

In Deutschland muss das in den 50er-Jahren so richtig angefangen haben, sofern mich meine Geschichtskenntnisse nicht trügen. Damals als der Wirtschaftsaufschwung das Auto, das Auto die Reisefreiheit und die Reise das Mittelmeer brachte (Die Freiheit ging unterwegs verloren, bitte an der Rezeption abgeben! )

Weise Nasen mögen jetzt noch den guten alten Goethe herbeizitieren und wie er aus dem tristen Weimarer Ministerdasein nach Italien flüchtete, um wieder zum Schreiben zu finden. Was aber Goethe suchte und was er dann fand im „Land, wo die Zitronen blühn „, ist wirklich eine andere Geschichte von vielen Künstlern nachgewandert, bebildert und beschrieben – Herr Punkt Markus in Italien ist aber diese.

Der Grat zwischen Handwerk und Kunst ist so breit wie der Nil in seinem Delta und die Übergänge ebenso fließend, dass man mit Intention das Arbeiten an sich zum künstlerischen Akt erheben kann, auch wenn das so fern wie die chinesische Mauer liegt, in dem Augenblick, wenn man Schaufel, Kelle und Traufel zu schwingen und grob geschätzte 50 Tonnen Kalk, Lehm und Sand an Wände und Decke zu bringen hat.
Die Romantisierung des Handwerks, der Arbeit, der körperlichen Betätigung, das Schaffen von etwas Bleibendem, fällt nach der Rückkehr hier im Blog aber umso leichter, wenn man sich eine Stunde durch die Diskussionen der nichtsnützigen Blogquälquappen klickt und weniger voller Wut – wie manchmal früher – sondern lächelnd die Kleingeister beim Hexentanz betrachtet und wie sie mühsam ein paar Kröten im Werbesumpf des Internets fangen wollen.

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Der Zauber Italiens, die zauberhafte Landschaft des Cilento , die bezaubernden Italienerinnen und ein zu verzauberndes Haus riefen uns und wir folgten dem Ruf – was sonst?! Dem besten Team seit der Fußballweltmeisterschaft ’54, mit der Ausstattung eines Großbaumarktes und mit der Laune eines Endorphins auf Opium sollten wir der Größe des Rufs auch gewachsen sein. 1350 km später und nach gewaltigem Transpirationsverlust auf der Autostrada quer durch Italien waren wir da, wo die Zitronen schon verblüht waren und inzwischen überreif an den Bäumen hingen.

IMG 2888Sang- und klangvoll arbeiteten wir an der Entpuppung der Raupe zu einem Schmetterling – einem Zitronenfalter zwinkern mir da kalauernde Synapsen zu.
Käff-Käff (phonetische Namensgebung!) dröhnte über den Berghang, gefüttert mit Lehm, Wasser und Sand. Sie röhrte die Mischung ins Haus, wir schlauchten am anderen Ende mit Kelle und Traufel und hauchten der Wand Lehm ein. Fragmentierte Einzelarbeit formte sich zu Teamwork und festigte sich zum Gesamtwerk. Was haben wir geschufftet, geschleppt, gepackt, geputzt und gewerkelt in vier Wochen, was ich hier auf einzwo dutzend Zeilen komprimiere – Nun denn, der Leser wird auch woanders hervorragend gelangweilt ( Ich empfehle SEO-Blogs, statt Schafe zählen!) und ich möchte nicht mit langatmigen Arbeitsbeschreibungen dazu beitragen.

Zwar sind wir Menschen (najain einem sehr frühen Evolutionszustand halt. Was die Wissenschaft, muss ich noch lang nicht schaffen) schon lange aus dem Meer ans Land gekrochen sind, scheinen aber noch immer zurück zu schauen – oder diese verdammten 3-Sterne-Hotel-Prospekte und das Daueranpreisen von Zimmern mit Meerblick sind schuld. Jedenfalls – um es mal ganz unverblümt statt quer durchs Blumenbeet zu sagen, ich bekenne mich der Meeressehnsucht Klasse I schuldig, im Endstadium ohne Chancen auf Heilung.

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Ich werde das ein Leben lang mit mir tragen und meine Füße immer wieder in den Sand stecken, aber da kann ich ja wortverwandt und elegant zu einem meiner vielen Steckenpferde (einen ganzen Stall voll habe ich) überleiten. Ich bin passionierter Steinesammler und stecke heimlich und verstohlen auch mal einen hübschen Kiesel ein.
Da war dieser Strand voller Steine und die quantitative Qualität der ästhetischen Individualität war derart atemberaubend, dass ein Großkiesgrubenbesitzer vor Neid erblassen würde – in der Qual der Wahl ließ ich sie aber dann alle liegen.
Wenn mir keiner auf die Finger klopft, muss das hier ja ausufern , eigentlich wollte ich ja nur schreiben, dass die Baustelle Meerblick hatte und wie überaus fantastisch ich das fand und hier freut man sich ja schon manchmal wenn man zwischen einem Wipfel nur einen Zipfel Bodensee sieht.
In Paestum wandelten wir zudem auf den Spuren der griechisch-römischen Kultur und durften den schönsten weiblichen Po Süditaliens mit eigenen Augen sehen und zum schönsten Hintern Süditaliens gehört ja einiges, wie ihr mir glauben könnt. Das mag für den einen jetzt sexistisch klingen, der andere weiß, dass Gott diesen Hintern erschaffen hat und auch die Sprache, ihn zu beschreiben.

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Man hätte sich dran gewöhnen können, an das Arbeiten mit Meeresblickkontakt und das ganze italienische Leben in seiner Lust und Pracht, aber in Deutschland warteten neue Aufgaben auf den sonnengebräunten Herrn Punkt Markus, aber das ist wieder eine andere Geschichte.

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