
Bei dem Versuch durch Höflichkeit ein positives Auftreten zu erlangen, scheint sich vielen Leuten eine unbegreifliche Unsicherheit zu bemächtigen, was schon bei den einfachsten Umgangsgepflogenheiten – etwa der Begrüßung – anfängt.
Die Zeit von Adolph Freiherr Knigge und standesgemäßen Benimmschulen, ist zum Glück einer laxen Beliebigkeit gewichen, jedoch ist die Auswahl eines passenden Begrüßungsrituals durchaus noch von hoher Bedeutung.
Wenn man sich beispielsweise des formalen „Guten Tag[eszeit]“ bedient, sollte man sich trotzdem im Klaren darüber sein, dass dies eine persönliche Anrede ist und das sollte auch so zum Ausdruck gebracht werden. Ein genuscheltes „Ich-bin-eigentlich-gar-nicht-hier-Guten Tag[eszeit]“ verfehlt immer seine Wirkung und ist das menschliche Äquivalent zum Hund mit dem eingekniffenen Schwanze.
Die „Guten Tag[eszeit]-Begrüßung“ ist demnach mit sorfältig artikulierter Betonung und von Mensch und Situation abhängiger Bedeutung auszusprechen. Letztere wird durch Unterton und Subtext definiert.
Die Arme die Ihnen morgens die Brötchentüte reichen, die Hände die Ihnen an der Supermarktkasse das Geld abnehmen, die Muskeln, die Ihr Haus bauen, gehören zu Menschen.
Denn auch als Kunde sollte man wissen, dass man sich in einem Dienstleistungsverhältnis befindet. Vielen scheint das noch nicht aufgefallen zu sein, lustigerweise vor allem Personen, die sich gerne ein bedeutungsschweres und anklagendes „Servicewüste Deutschland“ in den Mund legen.
Mit der Begrüßung drückt man hier auch seine Wertschätzung aus, weil sich der Dienstleister im Besitz, oder an der Stelle der Dinge befindet, die man in Anspruch nehmen will.
Das Gesicht – das sich in Form von Muskelsträngen, Gewebe und Haut auf der vorderen Seite des Kopfes befindet, lässt sich durch einfache Kontraktion und Relaxation der Muskeln als unterstreichende Ausdrucksmöglichkeit parallel und unterstützend zur Verbaläußerung einsetzen. Die Verwendung der hier möglichen Stimmungen gleicht denen der Smileys und wird der gewünschten Intension des Gesichteigentümers angepasst (Wichtig: Nicht den Kopf auf die Seite legen, das wirkt weder niedlich, noch kokett, sondern schlichtweg dämlich!).
Die verbalen und optischen Aspekte der Begrüßung sollten nun keine Schwierigkeit mehr darstellen – im Zweifelsfall kann selbstreflexiv und mittels eines Spiegels geübt werden.
Gehen Sie (aus sich) raus, genießen Sie den Umgang mit Menschen und in der nächsten Lektion lernen wir den richtigen Händedruck…